Nachhaltigkeit?! Wege aus der Krise durch freie Initiativen

Autor/in:
Erscheinungsjahr: 2013
Verlag: Verlag am Goetheanum, Dornach
Format: Taschenbuch
Seiten: 279

Inhalt

  1. Vom Wirtschaftsleben geschaffenes Geld
  2. Arbeit und Einkommen
  3. Die Verwaltung des Geisteslebens durch das Geistesleben
  4. Kapital und Produktionsmittel
  5. Das Problem der Nachhaltigkeit und die Polarität von Landwirtschaft und Industrie
  6. Die soziale Dreigliederung als Impuls
  7. Weiterentwicklung der Demokratie
  8. Wirtschafts- und Rechtskunde im Schulunterricht

Rezension

Dieses Buch von Rudolf Isler trug ursprünglich den Titel “Dreigliederung als Praxis – Rudolf Steiners Sozialimpuls neu verstehen". Der Verlag am Goetheanum hat sich stattdessen den Titel "Nachhaltigkeit?! Wege aus der Krise durch freie Initiativen" ausgedacht. Das spricht nicht gerade dafür, dass die Verleger das Buch wirklich verstanden haben. Zum Glück haben sie nur beim Titel reingepfuscht, den Inhalt des Buches aber sonst unangetastet gelassen.

“Dreigliederung als Praxis" meint, dass Rudolf Isler stets bemüht gewesen ist, erst einmal konkrete Initiativen zu beschreiben, um dann in einem zweiten Schritt aus dieser Beschreibung die leitenden Ideen dieser Initiativen herauszuschälen. Da Rudolf Isler nicht nur auf Praxis pocht, sondern auch sein ganzes Leben versucht hat, danach zu handeln, sind diese Initiativen zum Teil solche, mit denen er jahrelang zu tun hatte. Gerade dieses konkrete Wissen um die wirkliche Praxis dieser Initiativen macht sein Buch so wertvoll.

Beim Verstehen der Dreigliederung geht Rudolf Isler eigene Wege, die auch für manche Leser, die sich länger mit der Dreigliederung beschäftigt haben, durchaus neu sein dürften. Also auch hier hält der (ursprüngliche) Titel "Rudolf Steiners Sozialimpuls neu verstehen" dasjenige, was er verspricht. In dieser Hinsicht besonders wertvoll sind die Kapitel "Die Verwaltung des Bodens durch das Geistesleben" und "Das Problem der Nachhaltigkeit und die Polarität von Landwirtschaft und Industrie", die wir hoffen, eines Tages auf dieser Webseite in einer vom Autor überarbeiteten Form frei zur Verfügung stellen zu können.

Nur beim Titel des Eingangskapitels "Vom Wirtschaftsleben geschaffenes Geld" kann ich nicht sagen, dass der Titel das wirklich hält, was er verspricht. Wer die Aussagen Rudolf Steiners zum Geld ernst nimmt, kommt nicht umhin, die einzig sachliche Lösung der Geldfrage in einem selbstverwalteten Wirtschaftsleben zu suchen. Schaut man sich die Literatur zur Dreigliederung an, merkt man schnell, dass die meisten Autoren Rudolf Steiner hier nicht folgen können. Fast alle Autoren bleiben entweder lieber beim herkömmlichen Verständnis des Geldes als Rechtsdokument oder sie relativieren die Aussagen Rudolf Steiners, wonach die Geldschöpfung in die alleinige Zuständigkeit des Wirtschaftslebens gehört, indem sie behaupten, Rechtsleben oder gar Geistesleben müssten hier mitreden. So erhofft man sich beim Titel "Vom Wirtschaftsleben geschaffenes Geld" eine klare Rückbesinnung auf die ursprüngliche Gestalt der Dreigliederung, wie sie von Rudolf Steiner vertreten worden ist. Eine Rückbesinnung findet man zwar, aber leider keine klare. Rudolf Isler macht zwar deutlich, dass Geld – anders als heute – nicht durch Kredit geschaffen werden darf. Aber im Endeffekt macht ihm gerade sein Bestreben, immer von konkreten Initiativen auszugehen, einen Strich durch die Rechnung. Statt zu zeigen, dass die vielen nichtstaatlichen Komplementärwährungen gerade in diesem Punkt keinen Deut besser sind als unsere staatlichen Währungen, setzt er seine Hoffnung auf einen zukünftigen Sieg dieser Komplementärwährungen über das staatliche Geldmonopol. Dasselbe Bestreben nach Praxis bringt Rudolf Isler dazu, in der Verwischung der Preise bei den Initiativen für eine "Community Supported Agriculture" mehr als eine Notlösung zu sehen.

Wer also wirklich verstehen will, was Rudolf Steiner zur Gesundung unseres Geldwesens empfiehlt, der wird bei Rudolf Isler nicht fundig werden, sondern doch auf das Original zurückgreifen müssen. Wer dagegen auf Wege sucht, die Dreigliederung Menschen nahe zu bringen, die nach Praxis verlangen, der wird bei Rudolf Isler viele fruchtbaren Anregungen finden.

Eine Zusammenfassung der Thesen des Buches findet man auf der Webseite von Rudolf Isler:
www.threefolding.ch

Sylvain Coiplet