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Was gegen eine Dreigliederungspartei spricht
In einem Leserbrief an Info3 spricht sich Jörg Ewert für die Gründung einer Dreigliederungspartei. Er beruft sich dabei auf Rudolf Steiner, der sich für eine Beteiligung an Wahlen ausspricht, um dann anschliessend im Parlament alle Entscheidungen blockieren zu können, die sich auf das Geistesleben und Wirtschaftsleben beziehen und damit einer sozialen Dreigliederung widersprechen. Jörg Ewert hat aber eines übersehen.
Sich an Wahlen zu beteiligen und eine Partei zu gründen ist für Steiner nicht dasselbe. Eine Wahlbeteiligung wird von ihm befürwortet. Er lehnt es aber ab, eine Dreigliederungspartei zu gründen.
So heisst es zum Beispiel am 30. Juli 1919 (GA 330, S.404-405, 2. Auflage):
Über die alten Parteiprogramme kann man nicht mehr diskutieren, darüber hat der Weltkrieg diskutiert. Wer wirklich Verständnis hat, der weiß, daß diese alten Parteimumien durch die Weltkriegskatastrophe widerlegt sind. Dann aber, wenn man diese Frage nicht dadurch beantworten kann, daß man etwas anderes daneben stellt, dann kann man ehrlich, wenn man weiter gehen will, sich sagen: Also arbeiten wir im Sinne der Dreigliederung des sozialen Organismus. Sagen wir uns ehrlich: Die alten Parteizusammenhänge haben ihre Bedeutung verloren. Es muß im Sinne der Dreigliederung gearbeitet werden. Als ich vorgestern in Mannheim gesprochen habe, trat zuletzt ein Herr auf, der sagte: Was da der Steiner gesagt hat, ist schön, aber nicht, was wir wollen. Wir wollen nicht zu allen alten Parteien noch eine neue Partei. Die Leute, die so etwas wollen, die sollen in die alten Parteien eintreten und darin wirken. - Ich konnte darauf nur sagen: Ich habe das politische Leben längst sehr genau verfolgt, als der Herr, der da sprach, noch lange nicht geboren war. Und ich habe, trotzdem ich mit allem, was sozial irgendwie als Kraft funktionierte, bekanntgeworden bin durch mein Leben, ich habe doch niemals innerhalb irgend einer Partei gewirkt oder darinnen stehen können, und es fällt mir nicht ein, jetzt, am Ende meines sechsten Lebensjahrzehnts, irgendwie ein Parteimensch zu werden. Weder mit einer anderen Partei noch mit einer selbstgegründeten möchte ich irgend etwas zu tun haben. Also auch nicht mit einer selbstgegründeten. Das braucht niemand zu fürchten, daß durch mich eine neue Partei gegründet wird, denn das, daß jede Partei durch Naturnotwendigkeit nach einiger Zeit töricht wird, das habe ich gelernt, gerade indem ich mich niemals mit irgend einer Partei eingelassen habe. Und bedauern habe ich die Leute gelernt, die das nicht durchschauen. Daher braucht niemand zu fürchten, daß zu den alten eine neue Partei kommt. Deshalb ist auch nicht eine neue Partei gegründet worden, sondern der Bund für Dreigliederung des sozialen Organismus hat sich zusammengeschlossen, um die Ideen des dreigliedrigen Organismus - deren nicht utopistischer Charakter, sondern deren Wirklichkeitscharakter eben doch von einer Anzahl von Menschen durchschaut wird -, um diese Ideen zu vertreten.
In der Schriftenreihe Grundlagen, Band 5 Demokratie und Rechtsleben finden sich weitere Zitate zum Thema Politik und Parteien.