Das Grundeinkommen: Pathologie und Wirkung einer sozialen Bewegung II
Teil 2: Das Grundeinkommen kommt mit seinen Fragen
Im 1. Teil dieser Serie (vgl. die drei 1-2/2018) wurde begründet, warum ein bedingungsloses Grundeinkommen nicht auf die Annahme gestützt werden kann, Maschinen würden Menschen von der Arbeit freistellen. Der Zwang zur Arbeit ist in der Natur der arbeitsteiligen Weltwirtschaft begründet und kann daher nicht abgeschüttelt werden. Daneben gibt es Abhängigkeiten von Rechtsformen, die bewirken, dass der »Mehrwert« der voranschreitenden Arbeitsteilung zunehmend einer kleinen Personengruppe zufließt. Die Grundeinkommensbewegung möchte eigentlich diese Einkommen umverteilen, verliert dabei aber die Bedeutung der materiellen Arbeit aus dem Blick. Der II. Teil zeigt auf, wie falsch gestellte Fragen in eine Ökonomisierung des Geisteslebens hineinführen, anstatt die Klärung des Verhältnisses von Geistesleben und Wirtschaftsleben als Dreh- und Angelpunkt der zukünftigen gesellschaftlichen Entwicklung zu begreifen.
[...] Wer die gegenwärtige Stellung des Geisteslebens zum Wirtschaftsleben beobachtet, kommt nicht umhin, dieses Geistesleben weitgehend als einen Schmarotzer der körperlichen Arbeit anderer Menschen zu erkennen. Wenn also einerseits das Geistesleben aus wirtschaftlicher Sicht zunächst ein Minus ist, weil die Arbeit im geistigen Sinn von der Arbeit im ökonomischen Sinn mitgetragen wird, so muss auf der anderen Seite scharf ins Auge gefasst werden, auf welchem Weg genau die Mittel ins Geistesleben fließen, damit sich dieses fruchtbar gestalten kann. Die Schnittstelle zwischen Wirtschaftsleben und Geistesleben ist Dreh- und Angelpunkt jeder Gesellschaftsentwicklung. Fruchtbar wird sich nur ein solches Geistesleben entwickeln, bei dem nicht nur der Geistesarbeiter für sich selber seine Freiheit haben will, sondern bei dem zugleich die Freiheit seiner Mitmenschen der Weg ist, auf dem er sein Einkommen aus dem Wirtschaftsleben bezieht, d.h. aber: wenn die Mittel in Zukunft nicht mehr vom Staat als Steuer abgeschöpft und umverteilt, sondern frei geschenkt werden – nicht von Konzernen, sondern von jedem einzelnen Menschen. Weiterlesen
Johannes Mosmann – Das Grundeinkommen: Pathologie und Wirkung einer sozialen Bewegung –
Teil 2: Das Grundeinkommen kommt mit seinen Fragen (PDF)
Veröffentlichung
Die drei, Heft 3/2018, S. 3-7
Besprechung
Sascha Liebermann – Wirklichkeit und Irrtum Die drei, Heft 4/2018