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Bei einem Besuch der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) sagte der deutsche Bundespräsident Johannes Rau vor über 500 Studenten, junge Europäer sollten möglichst zwei Fremdsprachen lernen. Damit sollten sie sich für eine größere Europäische Union rüsten. Zu einer guten Allgemeinbildung gehöre auch ein Überblick über die europäische Kultur-, Geistes- und Staatengeschichte. Im ungünstigsten Fall aber führe Unwissen zu Missverständnissen und zu persönlichen Verletzungen. Den Studenten riet er, sich nicht auf die schnelle Mark oder den schnellen Euro programmieren, sondern auf ein gelingendes Leben. Der Bundespräsident würdigte die Angebote der Universität bei dem Erlernen von Sprachen, Auslandsaufenthalten und der Zusammenarbeit mit internationalen Hochschulen.
Der Hinweis auf die Europäische Union macht deutlich, worum es hier Rau geht. Die europäische Integration kann nur gelingen, wenn die einzelnen Länder sich nicht sprachlich abschließen. Aus demselben Grund will Rau es den Ausländern in Deutschland zur Pflicht machen, die deutsche Sprache zu lernen. Nur dann könne die deutsche Integration gelingen. Ihm fällt es aber nicht ein, nachdem er schon ein deutsches Integrationsgesetz gefordert hat, nun auch ein europäisches Integrationsgesetz zu verlangen. Hier beschränkt er sich plötzlich darauf, den Studenten gute Ratschläge statt Gesetze zu geben. Es spricht aber leider wenig dafür, daß sich Rau inzwischen zu einem Befürworter der individuellen Sprachfreiheit bekehrt hat. Wenn er hier einen Unterschied zwischen Deutschland und Europa macht, liegt dies wohl eher daran, daß der deutsche Nationalismus ihm selbstverständlicher ist als der europäische.