Siebenbürgen bekommt eine ungarische Universität

23.05.2001

In Rumänien ist ein Gesetz in Kraft getreten, das Angehörigen nationaler Minderheiten erlaubt, im Umgang mit der Verwaltung ihre Muttersprache zu benutzen. Es kommt vor allem den 1,7 Millionen Ungarn zugute, die überwiegend in Siebenbürgen leben. Noch bedeutender ist aber die Tatsache, daß es in Rumänien bald eine erste eigenständige Universität mit ungarischer Unterrichtssprache geben soll. Am 10.05.2001 erteilte das für die Zulassung von privaten Unterrichtseinrichtungen zuständige Amt in Bukarest die entsprechende Genehmigung für die Universität "Transilvania" in der siebenbürgischen Stadt Miercurea Ciuc. Dies hatten alle bisherigen Regierungen abgelehnt. Seit Ende 2000 wird aber das Land von der Partei der Sozialen Demokratie PDSR regiert, und zwar ohne Mehrheit im Parlament, mit bedingter Unterstützung einiger Oppositionsparteien. Als verlässlichste gilt dabei die Ungarn-Partei UDMR.

Die Anerkennung einer kulturellen Vielfalt hängt aber in Rumänien an einem seidenen Faden: Romania Mare, eine ultra-nationalistische Partei, ist bei der letzten Wahl immerhin auf etwa 20 Prozent gekommen. Und nicht nur sie, sondern rumänische Nationalisten aller Parteien beklagen immer wieder, daß die Ungarn nicht Rumänisch sprechen wollen und verhindern, daß ihre Kinder die Landessprache lernen. Wenn es stimmt, mag das bedauerlich sein. Genauso bedauerlich ist es aber, wenn Rumänen kein Ungarisch lernen wollen. Den rumänischen Nationalisten fehlt die Einsicht, daß solche kulturellen Fragen - Mehrheit hin oder her - gar nicht ins Parlament gehören. Es müßte nur dafür gesorgt werden, daß niemand außer die jeweiligen Kinder - beziehungsweise Eltern - darüber entscheiden kann, welche Sprachen sie lernen sollen. Wird diese Entscheidung dem Einzelnen überlassen, ist die Chance am größten, daß er aus Überzeugung mehrere Sprachen lernt und kulturelle Gräben nicht nur verschoben, sondern überwunden werden. Die Ausstrahlung einer Sprache hängt dann nicht von irgendeiner politischen Machtkonstellation, sondern von demjenigen, was sie zu sagen hat.

Das übersteigt natürlich das Vorstellungsvermögen mancher Nationalisten: Sie gehen von sich aus und meinen, daß Menschen nur durch Zwang lernen können. Sie entpuppen sich dabei als trauriges Ergebnis von jahrzehntelangen kommunistischen Menschenversuchen.