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Wie werde ich Millionär
Angesichts des Booms von Quiz- und Gewinnsendungen im deutschen Fernsehen warnen Verbraucherschützer vor einer Gewinnspielhysterie. Es träumen nun viele davon, innerhalb weniger Minuten zum Millionären zu werden. Immer mehr dubiose Unternehmen nutzen diese neue Leidenschaft aus. Bernd Ruschinzik von der Berliner Verbraucherzentrale beklagt eine neue Flutwelle von Gewinnspielmitteilungen. Den Empfängern solcher Schreiben werden hohe Gewinnsummen versprochen - allerdings nur unter der Voraussetzung, daß vorab angebliche Registrierungsgebühren oder ähnliches gezahlt werden. Der Gewinn bleibt dann aber aus.
Noch gefährlicher ist die Aktienspielhysterie. Dieses Gewinnspiel der besonderen Sorte ist in den letzten Jahren hierzulande sehr populär geworden. Die Registrierungsgebühren sind zum Teil astronomisch, der Gewinn bleibt aber nicht immer aus. Dadurch wird die Spielsucht nur gesteigert. Gespielt wird inzwischen von 13,4 Millionen Menschen, also von über 20 Prozent der deutschen Bevölkerung. Und gespielt wird mit dem Schicksal von weiteren Millionen von Menschen, mit ihrem Arbeitsplatz und dem Gewinn, den sie erwirtschaftet haben. Besonders absurd dabei: Es sind zum Teil dieselben Menschen, die spielen und Spielzeug werden.
Die Neuemissionen sind in letzter Zeit zwar zurückgegangen, die alten Papiere werden aber weiter gehandelt, inzwischen verstärkt indirekt über Aktienfonds von Banken und Fondsgesellschaften. Dadurch lassen sich die Risiken etwas abmildern. Nach neuesten Zahlen des Deutschen Aktieninstituts hat also die anhaltende Börsenflaute die Aktienbesitzer nicht abgeschreckt, ganz im Gegenteil, sondern nur dazu gebracht, professionelle Spieler einzustellen. Da die deutsche Rentenreform zu einer staatlichen Förderung der privaten Altersvorsorge führen soll, wird sich der Trend wohl nur verstärken. Wer etwas für seine Altersversicherung machen will, wird einen vorsichtigen Kapitalismus wählen und auf Fonds setzen.
Das Problem an der neuen Aktienkultur ist nicht nur, daß viele Rentner möglicherweise um ihr Vermögen gebracht werden könnten. Viele wissen sowieso nicht, was sie aus ihrem Geld machen sollen. Würden sie es nicht verlieren, würden es wahrscheinlich ihre Kinder erben. Das ist auch nichts anderes als ein Gewinnspiel. Traurig ist vor allem, daß die heutige Form des Kapitalismus - die Käuflichkeit von Unternehmen - immer selbstverständlicher wird. Es wird ständig über die Alterung der deutschen Bevölkerung gestöhnt und gefragt, wie die arbeitende Bevölkerung all diese Rentner mittragen soll. Wer kommt aber heute noch auf die Idee, die 13,4 Millionen aktienbesitzenden Teilrentner als Last zu empfinden? Wer es noch nicht zum Aktionären gebracht hat, kann doch versuchen, durch das Fernsehen Millionär zu werden.