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Gen-Pfuscherei auf dem Vormarsch
Belgische Wissenschaftler haben unbekanntes Erbgut in genmanipulierten Sojabohnen der Firma Monsanto entdeckt. Die Wissenschaftler sind in den so genannten RoundupReady-Sojabohnen auf ein DNA-Stück gestoßen, das mit keiner bekannten Erbsubstanz von Pflanzen übereinstimmt. Greenpeace fordert daher den sofortigen Import-Stopp für dieses Soja nach Deutschland.
Ob ein Import-Stopp ausreicht, ist nach dem heutigen Stand der Forschung allerdings fraglich. Am 25.07.2001 hat die französische Lebensmittelaufsicht eine auf Anhieb nicht erklärbare Ausbreitung genetisch veränderten Saatguts festgestellt. In Frankreich gibt es nur 34 Hektar genehmigte Anbauflächen für Gen-Mais. Bei manchen Saatgutproben, die gar nicht dorther stammen, sind nun Spuren genetischer Veränderungen gefunden worden. "Die Gen-Pflanzen sind in Frankreich auf dem Vormarsch", titelte die Tageszeitung "Le Monde". Angesichts einer solchen Feststellung erscheint der Vorschlag der Europäischen Kommission, die Kommerzialisierung gentechnisch veränderten Lebensmittelprodukte nicht zu untersagen, sondern nur zu kontrollieren, völlig utopisch. "Es wird laut Byrne, dem EU-Verbraucherkommissar, nur eine Tür, einen Schlüssel für das Eindringen gentechnisch veränderter Organismen nach Europa geben. Da kommt einem doch der Film mit Buster Keaton in den Sinn, wie er bei einem Tornado versucht, mit aller Kraft die Haustür zuzuhalten, während Dach und Fenster des Hauses schon nicht mehr da sind."
Die Gentechnikexpertin von Greenpeace, Imke Ide, begrüßte damals die von der EU-Kommission geplante Kennzeichnungspflicht für genmanipulierte Produkte. Auch eine Reihe von Lebensmitteln müsse gekennzeichnet werden, bei denen die veränderten Organismen im Endprodukt nicht mehr nachweisbar sind. Auch die grüne Europaabgeordnete Hiltrud Beyer lobte, daß mit der Abkehr vom Prinzip der Nachweisbarkeit im Endprodukt eine größere Transparenz für die Verbraucher erreicht werde. Was hilft aber diese Transparenz, wenn bald alle Produkte nachweisbar genmanipuliert sind?
Genveränderungen sind natürlich an sich kein Problem, wenn man wirklich weiß, was man damit anrichtet.
All unsere Kulturpflanzen sind das Ergebnis einer massiven Genmanipulation, das Werk von Menschen, die wußten was sie tun. Am Anfang der neolithischen Revolution, vor etwa 10000 Jahren, gelang es ihnen in wenigen Generationen ihre Umwelt völlig umzugestalten, ohne sie und sich dabei zu zerstören. Die heutige Gentechnik ist dagegen ein Kinderspiel. Die damalige Methode war aber eine andere als die heutiger Wissenschaftler. Sie konnten auf ein umfassendes Naturwissen aufbauen, das die Pflanzen als Ganzes überschauen konnte. Dank dieser Treffsicherheit hatten sie Pflanzenversuche gar nicht nötig. Sie brauchten sich daher auch keine Sorgen machen, als sich ihre genetischen Erfindungen ungenehmigt ausbreiteten. Die alte Natur durfte ruhig durch die neue verdrängt werden.
Von der heutigen Gentechnik darf man verlangen, daß sie eine solche Treffsicherheit wieder erlangt, bevor sie sich an der zweiten Natur heranmacht. Dazu muß sie nicht nur ihre Methode ändern, sondern auch ihre Finanzierung. Wird Genforschung direkt von Firmen - sei es von Monsanto oder von weniger schwergewichtigen Pionierunternehmen - und Staaten getrieben, so ist ein Vormarsch der Genpfuscherei vorprogrammiert.