Enquete-Kommission zur Globalisierung legt Endbericht vor
Ernst Ulrich von Weizsäcker, der Vorsitzende der Enquete-Kommission zur Globalisierung, sieht in der Erstarkung der Wirtschaft gegenüber der Politik eine Gefahr. "Noch vor 25 Jahren haben die Staaten den Unternehmen gesagt, was sie tun müssen, damit sie willkommen sind. Heute ist es genau umgekehrt. Die Firmen sagen den Staaten, was zu geschehen hat, damit sie so gnädig sind, zu investieren. Diese Umkehrung darf Demokraten nicht gleichgültig lassen."
Zur Umsetzung der 200 Handlungsempfehlungen des nun vorgelegten Endberichts setzt Ernst Ulrich von Weizsäcker auf neue Allianzen. Dabei meint er nicht nur Allianzen zwischen Staaten. Den Staaten rät er auch, sich mit der Zivilgesellschaft zu verbünden. Nur auf diese Weise hält er eine Neuausrichtung der Balance zwischen öffentlichen und privatwirtschaftlichen Anliegen für möglich.
Einige Tage zuvor hatte Ernst Ulrich von Weizsäcker in einem Gespräch mit Paul Ray und Nicanor Perlas mit Erstaunen festgestellt, daß der Anteil der Kulturkreativen an der Zivilgesellschaft mit 45% der Wähler viel höher liegt, als er je vermutet hatte. Dies scheint ihm Mut gemacht zu haben. Die Unterschätzung des Anteils der Kulturkreativen an der Gesamtbevölkerung liegt an ihren ausgeprägten Hang zur Individualität. Jeder glaubt mit seiner Meinung allein zu sein, ist aber doch letztendlich in seiner Isolierung zu ähnlichen Ergebnissen wie die anderen gekommen. Dies ist der Paradox der wahrhaften Individualisierung, daß sie Brücken zwischen den Menschen schlagen kann. Damit vertreten die Kulturkreativen eine freie Zivilgesellschaft, die ebenbürtig neben Wirtschaft und Staat stehen kann.
Die Vertreter der Globalisierung stellen dagegen nur 19% der Wähler, dafür aber 80% des Geldvermögens dar und beherrschen durch Käufe den überwiegenden Teil der Presse. Ihnen fällt es damit leicht, die Kulturkreativen in ihrem Glauben zu stärken, allein mit ihren Meinungen zu stehen. In der Massenpresse spiegeln sie sich nämlich kaum wieder.
Der Rest der Wähler teilt sich zwischen den 15% Staatslinken und 22% Kulturkonservativen, die mit ihrer hoffnungslosen Überlebtheit den Vertretern der Globalisierung eine ideale Vorlage bieten.