Otto Schily prangert Diskriminierung der Waldorfschulen an

04.05.2005

Am 4. Mai besuchte Otto Schily, Bundesinnenminister, zusammen mit seinem SPD-Kollegen Jochen Dieckmann, NRW-Finanzminister, die Freie Waldorfschule im Siegkreis. Bei der anschließenden Bildungsdebatte mit Lehrern und Eltern und Schülern im Musikhaus wurden die Zahlen auf den Tisch gelegt. „Allein 600 000 Euro im Jahr bringen die Eltern auf", sagte Kurt Hoppen, Mitglied des Schulvorstands. Rund 15 bis 20 000 Arbeitsstunden verbringen sie auf dem Schulgelände, um ehrenamtlich zu putzen, zu streichen oder zu reparieren. Hoppen sagte, der Einsatz der Eltern hätte es verdient, dass der Staat mehr als die 85,5 Prozent zahlen müsste.

Statt Klartext zu reden und offen den Wunsch nach einer Erhaltung des staatlichen Staatsmonopols anzusprechen, versuchte sich Jochen Dieckmann als Finanzminister mit der leeren Landeskasse zu rechtfertigen. Dem widersprach Otto Schily. "Wenn wir jetzt nicht in Erziehung, Bildung und Forschung investieren, brauchen wir über die Zukunft nicht mehr zu reden." Hier werde mindestens die gleiche Qualität wie an staatlichen Schulen abgeliefert. "Es ist nicht logisch, dass nur 85 Prozent bezahlt werden. Den Dialog müssen wir deutlicher führen", so Otto Schily.

Dies mag Balsam auf den Seelen der Waldorfengagierten sein. Da es aber Otto Schily nicht gelungen ist, Finanzminister zu werden, wiegen seine Worte leider nicht so viel wie sein Name es suggeriert. Den deutlichen Dialog sollten die Waldorfschulen daher selber führen, indem sie sich direkt an die Öffentlichkeit wenden – und nicht erst, wenn es sich herausstellt, daß die 85,5 Prozent noch weiter gekürzt werden sollen.