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Deutsche Biobranche weiter mit zweistelligem Wachstum
Aber auch Anzeichen für Umsatzverlagerung hin zu Supermärkten – BioFach in Nürnberg mit Ausstellern aus 80 Nationen – Italien als „Land des Jahres“
Von NNA-Korrespondentin Cornelie Unger-Leistner
NÜRNBERG (NNA). „Unglaublich lebendig und beeindruckend“ war das Fazit des tegut-Vorstandsvorsitzenden Wolfgang Gutberlet zur diesjährigen Messe BioFach 2007, die in der zweiten Februarhälfte in Nürnberg stattgefunden hat. Auch in diesem Jahr setzte sich der anhaltende Erfolg der Weltmesse der Biobranche fort.
Gute Beziehungen zu Lieferanten seien intensiviert und neue internationale Kontakte geknüpft worden, so der Chef der expandierenden deutschen Bio-Supermarktkette tegut weiter. Die auf der Messe vorgestellten Zahlen zeigen, dass die Biobranche endgültig dabei ist, ihr Nischendasein im Wirtschaftleben zu verlassen. Über 45.000 Fachbesucher und damit ein Plus von 21 Prozent verbuchte die Messeorganisation. 2565 Aussteller - 20 Prozent mehr – als im Vorjahr zeigten ihre Produktpalette. Neu hinzugekommen ist Vivaness, eine eigene Fachmesse für Naturkosmetik und Wellness mit 164 Ausstellern, die immer zeitgleich mit der BioFach stattfinden soll.
Gut zwei Drittel der BioFach-Aussteller reisten auch in diesem Jahr aus dem Ausland an, insgesamt waren 80 Nationen vertreten. Eine Sonderstellung hatte Italien als „Land des Jahres“ mit einer Vielzahl von präsentierten italienischen Bioprodukten, deren Duft den Besuchern schon von weitem entgegenwehte.
In der gesamten EU wurden 2005 Bio-Lebensmittel im Wert von 14,5 Mrd Euro verzehrt, an der Spitze liegt dabei Deutschland mit 27 Prozent, gefolgt von Großbritannien (17 Prozent), Frankreich (14 Prozent) und Italien (12 Prozent). Weltweit wächst der Umsatz mit Bioprodukten jährlich um über 5 Mrd US-Dollar und wird in diesem Jahr die 40 Mrd-Dollar-Grenze überschreiten, so eine Schätzung der britischen Unternehmensberatung Organic Monitor, die auf der BioFach veröffentlicht wurde.
Im internationalen Vergleich entwickelt sich die Branche derzeit unterschiedlich. Zu den Boom-Ländern gehören neben Deutschland vor allem die USA, Großbritannien und Schweden. In diesen Ländern wird in den nächsten fünf Jahren mit einer Verdopplung des Bio-Umsatzes gerechnet. Sie seien „Impulsgeber im internationalen Wettbewerb um die besten Bio-Konzepte und wichtige Importmärkte“. Damit unterstützten sie Bio-Anbau und Verarbeitung in vielen exportorientierten Ländern. Fast überall in Europa gewinne Bio-Anbau an Boden, heißt es in der Veröffentlichung der BioFach. Mit einem Plus von zehn Prozent und über 800.000 Hektar ökologisch bewirtschafteter Fläche im Jahr 2005 zählt derzeit Spanien beim Anbau zu den Bio-Spitzenreitern in der EU.
In Deutschland mit seinem höchsten Verbrauch an Bio-Lebensmitteln steigt der Umsatz der gesamten Bio-Branche seit vier Jahren mit zweistelligen Raten an. Allein 2006 verzehrten die Deutschen Bio-Produkte im Wert von 4,5 Mrd. Euro, dies entsprach einem Umsatzplus für die Branche von 16 Prozent. Das PresseForum BioBranche geht davon aus, dass der Bio-Markt inzwischen 160.000 Arbeitsplätze in Deutschland sichert, die sich auf Erzeugung, Herstellung, Handel und Dienstleistung verteilen.
Für 2007 wird ebenfalls mit einem Zuwachs von mehr als 10 Prozent gerechnet. Vor allem die Neugründungen von 40 bis 60 Bio-Supermärkten pro Jahr und die Aktivitäten der Discounter trügen in Deutschland deutlich zum Marktwachstum bei, heißt es in einer Veröffentlichung der BioFach. In Berlin gibt es inzwischen beispielsweise 30 Bio-Supermärkte, mehr als in jeder anderen deutschen Stadt. Allein im Jahr 2005 öffneten dort neun neue Märkte mit über 200 Quadratmetern Verkaufsfläche.
Allerdings zeichnet sich in den deutschen Zahlen auch ein Trend in der Biobranche ab, der weg von den Bioläden und der Direktvermarktung durch die Erzeuger führen könnte. „Durch eine bessere Verfügbarkeit von Bio-Produkten in Bio-Supermärkten, im Lebensmitteleinzelhandel und bei Discountern geraten bäuerliche Direktvermarkter, aber auch kleinere Naturkostläden unter Druck,“ heißt es in der Veröffentlichung der BioFach.
Während der Lebensmitteleinzelhandel 2006 seinen Marktanteil an den Bioprodukten auf 46 Prozent und damit um fünf Prozent steigern konnte, sank die Erzeuger-Direktvermarktung um zwei auf zwölf Prozent. Trotz steigenden Umsatzes verzeichneten sowohl der Naturkostfachhandel als auch die Reformbranche Umsatzrückgänge um jeweils ein Prozent, ihr Anteil betrug noch 24 und fünf Prozent. Verluste in ähnlicher Größenordnung mussten auch die Bio-Metzger und Bäcker hinnehmen, deren Anteil am Umsatz sich ebenfalls auf fünf Prozent beläuft. Drogeriemärkte, Lieferdienste und Verarbeitungsunternehmen hielten dagegen ihren Anteil auf 8 Prozent.
Der Umsatzanteil von Bio-Lebensmitteln am gesamten Lebensmittelhandel wird sich in Deutschland von heute drei Prozent bis 2010 verdoppeln, so schätzt eine Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG und des EHI Retail Institute, Köln.
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