RWE will Ökostrom-Tochter gründen und Atomstromproduktion erweitern

01.11.2007

Der Energiekonzern RWE will eine neue Tochtergesellschaft für die Abwicklung des Ökostrom-Geschäfts gründen. Dies verkündete RWE - Chef Großmann in einer Rede anläßlich der Niedersächsischen Energietage am 31. Oktober. In der selben Rede erklärte er, daß der Atomausstieg energiewirtschaftlich falsch sei, und die RWE gegen den geplanten Atomausstieg an der Kernenergie festhalten wolle.

Fakt ist, das RWE angekündigt hat, in Bioenergie, Wind - und Wasserkraft zu investieren: "Wir wollen künftig bei Innovationen, Umwelttechnologien und dem Einsatz von erneuerbaren Energieträgern führend sein", so der RWE-Chef Jürgen Großmann in einem internen Schreiben (Financial Times).

Möglich, daß das EEG mit zu dieser Entscheidung beigetragen hat. Dann aber in umgekehrter Logik. Mit dem Kauf von Strom zum EEG-Tarif bei sich selbst spart RWE die Kosten, die bislang dadurch entstehen, daß der Konzern EEG-Strom zukaufen muß, um auf den vorgeschriebenen Anteil zu kommen. Aus der Förderung für die Entwicklung regenerativer Energien wird so die Einverleibung derselben in einen Atomstromkonzern, der seine Atomstromproduktion ständig steigert: Fakt ist auch, daß RWE angekündigt hat, neue Kernkraftwerke in England, Polen und Rumänien zu errichten.

Ein Grund könnten auch die gestiegenen Kosten für Emissions-Freischeine sein, die für RWE, das 60% der Energie aus Kohle gewinnt, eine besondere Belastung darstellen. Aber wieder muß das Argument verdreht werden, damit es passt: RWE will seinen CO2-Ausstoß nicht verringern, sondern steigern: RWE baut gegenwärtig das größte Kohlekraftwerk Deutschlands, das auch der größte CO2 - Produzent Europas sein wird. Wenn die Gründung einer Ökotochter dazu in eine Beziehung gebracht werden kann, dann vielleicht so, daß sie den CO2 Ausstoß finanzieren soll, durch überhöhte Preise für Ökostromtarife etwa, oder durch die damit verbundene Image - Aufwertung.

Andererseits gebraucht die RWE das CO2 - Argument schon für andere Zwecke, für die Erweiterung der Stromproduktion aus Atomenergie nämlich. Da gehört es auch hin. Wenn es wirklich allein um die Einsparung von CO2 geht, dann ist die Errichtung von neuen Kernkraftwerken die effizientere Methode: Bis zu 15 Millionen Tonnen CO2 könnte RWE durch ein "Ja zur Kernkraft" einsparen (tagesspiegel).

Daran dachte Großmann wohl, als er in der genannten Rede für mehr Verständnis für die Energieversorger Seitens der Politik warb: Das, was ich Ihnen vorschlagen möchte, ist ein Geben und Nehmen - von Energiewirtschaft, Industrie und Politik. [...] Herauskommen soll ein „Energiepakt für Deutschland“. Ein Teil des Pakets wird eine Investition in erneuerbare Energien sein. Und so sieht der andere Teil aus: "Diese gesellschaftliche Akzeptanz für eine längere Nutzung der Kernenergie ist der Punkt vier auf unserer Agenda für den Energiepakt – für uns und die Politik gemeinsam."


Weitere Informationen:
Essay das Geschäft mit den angeblichen Ökostromtarifen
Thema Ökostrom
Echter Ökostrom von EWS Schönau