Benediktus Hardorp kritisiert Verkauf der Weleda-Anteile

16.03.2008

Mitgliederversammlung der AAG 2 - Paradigmenwechsel bei Weleda

Herr Dr. Benediktus Hardorp, der langjährige Rechtsbegleiter vieler anthroposophischer Institutionen, hielt nach der Darstellung des Finanzberichts zum Thema der Partizipationsschein-Ausgabe eine lange Rede, deren Inhalt ich kurz darstellen will und die auch für mich einige interessante Erkenntnisse enthielt.

Benediktus Hardorp wies vor allem darauf hin, dass das Vorgehen der AAG und ihres Schatzmeisters Cornelius Pietzner in der letzten Partizipationsschein-Ausgabe an einen institutionellen Investor einen signifikanten Paradigmenwechsel bedeutet, der die bis jetzt geübte Kultur der Umsetzung anthroposophischer Kernüberzeugungen - dass der Handel von Firmenanteilen eine "Sünde" (so R. Steiner) sei - verlässt. Er schilderte auch die eigentliche Intention der praktizierten "kontrollierten Aktienausgabe" (Weleda Aktien - nicht Partizipationsscheine - sind nicht frei handelbar und dürfen nur an Mitglieder der AAG verkauft werden - Weleda hat aber ein Vetorecht, so dass z.B. ich jetzt sicher keine Weleda-Aktie erwerben könnte), dass nämlich die Weleda Geschäftsleitung frei von Renditedruck arbeiten können solle und dass die Aktien sozusagen als "Pfand" für das Kapital gesehen werden, dass die Aktienkäufer - also Mitglieder der AAG - der Firma zur Verfügung gestellt haben.

Weleda Aktien sind also ein Ausdruck einer "Assoziation des Wirtschaftslebens" und damit weder ein Spekulationsobjekt noch ein Kaufgegenstand an sich - wer Interesse an einer von mir vor vielen Jahren erstellten Darstellung über die Grundprinzipien des anthroposophischen Wirtschaftsgedankens hat, kann sich diese gerne hier herunterladen. Die bis jetzt geübte Praxis, zur Finanzierung der Expansion Partizipationsscheine nur über einen Fond des anthroposophischen Finanzinstituts GLS-Bank auszugeben, war schon eine Verwässerung dieses Gedankens, aber die "Gefahr" eines gewerblichen Handels mit Partizipationsscheinen der Weleda war so nicht groß.

Durch den Verkauf zum ungefähr doppelten Preis an die Albin-Kistler-AG (der genaue Verkaufspreis ist nicht bekannt) bekommen nun natürlich auch alle früher gekauften Partizipationsscheine einen höheren und spekulativen Wert und die Spirale der Spekulationen beginnt.

Was mir bei Herrn Dr. Hardops Darstellung klar wurde sind vor allem zwei Punkte:

  1. Die Geschäftsleitung der Weleda hat durch diesen - im Grunde positiven - fehlenden Renditedruck weder einen Anreiz noch eine Verpflichtung darin gesehen, mit der Kosmetikherstellung Geld zu verdienen - ein Fehlschluss, denn - wie in meiner Darstellung beschrieben - jedes Wirtschaftsunternehmen sollte eine - möglichst satte - Rendite für das Geistesleben - zu der z.B. auch die Weiterentwicklung der anthroposophischen Medikamente gehört - abwerfen.
  2. Die Kontrolle durch die Gemeinschaft der Aktionäre, die jedes Unternehmen als "Auftraggeber" kontrollieren sollte, hat schon seit Jahrzehnten versagt.

Siehe auch News vom 18.01.08: Weleda das letzte Mal vor Pleite und Bedeutungslosigkeit gerettet