Gewalt gegen Muslime nimmt zu

02.02.2011

Nachdem Politiker wie Angela Merkel („Der Ansatz für Multikulti ist gescheitert, absolut gescheitert!“) oder Thilo Sarrazin („Die Türken erobern Deutschland genauso wie die Kosovaren das Kosovo erobert haben: durch eine höhere Geburtenrate“), Medienmacher und „Intelligenzforscher“ im vergangenen Jahr mit vereinten Kräften Zwietracht zwischen den in Deutschland lebenden Kulturvölkern säten, scheint die böse Saat jetzt aufzugehen: gewalttätige Ausschreitungen gegen Muslime nehmen zu. Dies berichtete die ARD am 10.02.2011. Die Gewalt reicht von psychischem Terror, eingeschlagenen Schaufenstern bis zu Brandanschlägen auf Moscheen. Und es wird immer häufiger darüber hinweggesehen. Die Webseite „Islamisches Portal“ schreibt über die Anschlagserie auf Berliner Moscheen: „Welche psychischen Auswirkungen diese Übergriffe auf die muslimische Bevölkerung in Europa haben, ist unschwer zu erahnen. Doch vor allem die unzureichende mediale Aufmerksamkeit ist besorgniserregend. Das Gefühl der Schutzlosigkeit, das infolge der Anschläge entsteht, wird durch die Teilnahmslosigkeit der Öffentlichkeit und der Politiker umso mehr verstärkt.“

Das Bundesinnenministerium warnte zwar vor der zunehmenden Gewalt gegen Muslime, kann jedoch über das wahre Ausmaß vermutlich selbst nur rätseln, da Straftaten mit islamfeindlichem Hintergrund nicht gesondert statistisch erfasst werden, wie aus einer kleinen Anfrage von der Linksfraktion an die Bundesregierung hervorging. „Politisch motivierte Straftaten“ haben jedenfalls seit Einführung des Erfassungssystems 2001 ihren Höchsttand erreicht. Eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung kommt überdies zu dem Schluss, dass die Ausländer- und Islamfeindlichkeit in Deutschland im letzten Jahr massiv zugenommen, und der Rechtsextremismus die Mitte erreicht habe. Erschreckend viele Deutsche Verharmlosen den Nationalsozialismus oder halten das deutsche Volk anderen Völkern gegenüber für überlegen, über ein Drittel der befragten Deutschen sehen Deutschland in einem gefährlichen Maß „überfremdet“, wollen Ausländer wieder „nach Hause schicken“ oder propagieren die Mär vom Sozialstaat ausnützenden Ausländer.

In Deutschland mache sich, so der Leipziger Forscher Oliver Decker, in jeder Hinsicht eine anti-demokratische Gesinnung breit. Immer mehr Deutsche stellten sich gegen die Menschenrechte. So wünschen sich viele eine Diktatur oder eine „Volkspartei“ für die Deutschen, und weit über die Hälfte der Befragten (58% der befragten Westdeutschen und 75% der befragten Ostdeutschen) wollen die Religionsfreiheit für Muslime „erheblich einschränken.“ Die Studie weist überdies einen Zusammenhang zwischen zunehmender Arbeitslosigkeit und dem zunehmenden Rechtsextremismus nach.

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