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Initiative Freie Interkulturelle Waldorfschule Berlin weckt Interesse
Unerwartet viele Interessierte, darunter Studenten, Lehrer, Eltern und Pressevertreter waren der Einladung zum ersten offenen Gespräch über die Initiative zur Gründung einer freien interkulturellen Waldorfschule in Berlin gefolgt. Nachdem Johannes Mosmann vom Institut für soziale Dreigliederung und Christoph Doll vom Lehrerseminar Berlin die Initiative vorgestellt hatten, wurde schnell deutlich, dass über den Grundgedanken kaum Diskussionsbedarf bestand, weil die meisten der Anwesenden die dringende Notwendigkeit einer solchen Schule selbst erfahren hatten und den festen Willen mitbrachten, ihr Mögliches für eine Schulgründung beizutragen.
Die Initiative ist auch ein Beweis für die Wirksamkeit des besonderen Aufbaus, den Thomas Brunner für die „Sozialwissenschaftlichen Foren“ erdacht hatte: Statt nach dem Vortrag theoretisch zu diskutieren, was Mensch bloß tun kann, bekommt der Besucher auf der Veranstaltung schon das Werkzeug in die Hand, um im Sinne seiner eigenen Ideale aktiv werden zu können. Und da für jeden Menschen der erste Schritt in die Praxis die Wahrnehmung der Fähigkeiten und Bedürfnisse seiner Mitmenschen ist, hat jeder Besucher eines Sozialwissenschaftlichen Forums im Anschluss an den Vortrag die Gelegenheit, seine eigene Initiative vorzustellen. Der Gegenstand des Vortrags wird also nicht in ewigen Diskussionen zerpflückt, sondern als Anregung genommen, um sich unter einem entsprechenden Blickwinkel gegenseitig wahrzunehmen, und vielleicht aufeinander zuzugehen.
So konnte im Oktober vergangenen Jahres Sylvain Coiplet in der Initiativenrunde des Sozialwissenschaftlichen Forums Berlin, nachdem Albert Schmelzer dort zunächst über die Interkulturelle Waldorfschule Mannheim gesprochen hatte, die Idee einer solchen freien und interkulturellen Schule für Berlin vorbringen. Denn dadurch, dass sich viele andere Menschen mit ihren Ideen und Initiativen ebenfalls vorstellten, wurde sichtbar, zwischen welchen Anwesenden bereits ein bis dahin unsichtbares Band bestand, weil sie schon längst, von verschiedenen Seiten und ohne voneinander zu wissen, auf pädagogischem Feld für die Freiheit des Geisteslebens und eine freie Begegnung der Kulturen arbeiteten. Da war etwa eine Lehrerin, die in ihrer Freizeit ehrenamtlich Kinder von Einwanderern unterrichtete, da war eine Mutter, die seit Jahren freie, staatsunabhängige Bildungszusammenhänge organisierte, da war eine staatliche Schulpsychologin, die während ihrer Arbeit in verschiedenen Schulen hören musste, wie Kinder von Zuwanderern schulintern kurz als NdHs (Nicht deutscher Herkunft) bezeichnet und so bereits im Kopf abgeschoben wurden, und etwas gegen diesen alltäglichen Rassismus unternehmen wollte. Es brauchte also nur noch den Willen, aufeinander zuzugehen, und die Initiative Freie Interkulturelle Waldorfschule war geboren.
Die Initiative Freie Interkulturelle Waldorfschule Berlin hofft nun auf eine breite Bewegung für eine solche freie und interkulturelle Schule in der Berliner Metropole. Denn es liegt im Wesen einer freien interkulturellen Schule, dass sie nicht von ein paar Wenigen einfach in die Landschaft gesetzt werden kann, sondern aus dem Willen der Menschen herauswachsen muss, die sich betroffen fühlen. Wenn viele Menschen diesen Willen finden können, und wenn dieser Wille so weit reicht, dass diese Menschen die Schule dann auch, entsprechend ihrer Möglichkeiten, bis ins Finanzielle hinein mittragen wollen, dann wird es gelingen, dem neuen bürgerlichen Rassismus die Praxis der Völkerverständigung entgegenzusetzen. Möge die Deutschtümelei angesichts einer breiten Bewegung für den Menschen wieder in die Bierkeller zurückgedrängt werden!
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