Ganzheitliche Medizin endlich ohne bürokratische Hürden nutzen

15.12.2011

Mit der innovativen Neugründung «Institut Diogenes» in Hamburg reagieren Ärzte, Heilpraktiker und Therapeuten auf die verkrusteten Strukturen im deutschen Gesundheitswesen

«Geh mir aus der Sonne»: Mit diesem lapidaren Satz wies der streitbare griechische Philosoph Diogenes den großen Herrscher Alexander in die Schranken. Diese lebenspraktische und mutige Einstellung des eigenwilligen Philosophen der Antike ist nun zum Leitbild für ein neues Konzept in der alternativen Medizin geworden. Im «Institut Diogenes», das im Sommer diesen Jahres in Hamburg eröffnet wurde, soll dem Patienten ganzheitliche und anthroposophische Medizin mit ihren Therapien jenseits aller bürokratischen Hürden zur Verfügung stehen. Mit dieser Gründung reagieren Ärzte, Heilpraktiker und Therapeuten auf das verkrustetet System der gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland.

Den Namen Diogenes für das freie klinisch therapeutische Institut habe einer der Initiatoren, Prof. Dr. Volker Fintelmann von der Carus-Akademie vorgeschlagen, so Geschäftsführer Wolfgang Bialek. Neu ist auch der Ansatz der Praxisgemeinschaft, im Sinne der Dreigliederung zu wirtschaften. Im Institut sind alle gleichberechtigt und über die Verteilung der Einnahmen wird gemeinsam entschieden. Es gibt keine Abrechnung nach Fallzahlen oder Verschreibungen wie in der Kassenmedizin.

Die Menschen, die zum Institut Diogenes kommen, seien oft von der herkömmlichen Schulmedizin enttäuscht, erläutert Wolfgang Bialek. Sie haben die Erfahrung gemacht, dass die rein schulmedizinische Behandlung ihnen nicht weiterhilft. Diese Patienten möchten als «vollständiger Mensch» wahrgenommen und behandelt werden. «Die 17 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Institutes streben danach, diesem Anspruch gerecht zu werden. Wir wollen eine ehrliche Medizin,» betont Bialek. Der behandlungsbedürftige Mensch solle genau die Hilfe bekommen, die zu seiner Gesundung notwendig ist. Mit Gesundung sei dabei nicht nur die Bekämpfung von Symptomen gemeint. Die Behandlung schließe eine Beratung im Sinne der Salutogenese ein.

Der Patient bezahlt eine moderate Aufwandspauschale für alle ärztlichen und therapeutischen Leistungen. Er übernimmt damit Verantwortung für seine Gesundheit. Der vorbeugende Ansatz der ganzheitlichen Medizin entlaste letztlich den Patienten auch finanziell, betont Wolfgang Bialek. Menschen mit geringem Einkommen können durch einen Solidarfonds unterstützt werden, wenn sie die Kosten nicht selbst aufbringen können oder durch ihre Krankenkasse ersetzt bekommen.

Der Allgemeinmediziner und anthroposophische Arzt Martin Straube erklärt als Grund für seinen Wechsel aus einer herkömmlichen Praxis zu Diogenes, dass er als Kassenarzt ständig unter Kostendruck und bürokratischen Hemmnissen habe arbeiten müssen. Er sei es leid, Patienten in großer Zahl durchzuschleusen und sie oft mit einer nur fünf Minuten währenden Sprechstunde abspeisen zu müssen. «Schnell noch mal eine apparative Untersuchung anordnen, nur damit am Ende die Kasse stimmt, diese und ähnliche unsinnigen Maßnahmen konnte ich nicht mehr verantworten», meint er. Im Institut Diogenes beginnt eine Behandlung nach einer ausführlichen Anamnese in Absprachen mit anderen Therapeuten. Es wird nicht abstrakt zehnmal eine Therapie verordnet, sondern genau geschaut, welche Zeiträume für die Therapie sinnvoll sind. Die Zusammenarbeit zwischen Arzt, Heilpraktiker und Kunsttherapeuten habe sich sehr gut entwickelt, betont Martin Straube.

Dem Patienten kommt auch zugute, dass sich die gesamte Behandlung unter einem Dach befindet. Die Behandlungs- und Therapieräume liegen alle im ca. 300 qm großen Erdgeschoss des Hauses in der Theodorstraße. Sie sind vorwiegend mit Naturholzmöbeln ausgestattet und in warmen Farben gestaltet. Zwei kleine Räume dienen einer besonderen Therapieform, der Farblichttherapie. Im selben Stockwerk befindet sich auch ein Trakt mit Gästezimmern für Krankenhausnachsorge, Kurzzeitpflege oder für Menschen, die eine Auszeit brauchen. Von diesem Gästebereich aus können ohne weitere Wege alle Therapien des Institutes genutzt werden. Das Haus im Nordwesten Hamburgs ist eingebettet in ein ehemaliges Fabrikgelände aus der Gründerzeit mit Backsteinhäusern und großen begrünten Innenhöfen.

Ernst Ullrich Schultz