Tiermehlverbot in Frankreich wegen BSE

14.11.2000

Nachdem dieses Jahr schon 94 neue Fälle von Rinderwahnsinn erkannt worden sind, hat sich die französische Regierung nun doch entschlossen, nicht nur wie bisher alle Tiere der jeweils betroffenen Herde zu schlachten, sondern Tiermehl gänzlich zu verbieten. Dieses steht nämlich im Verdacht, zur Übertragung der Krankheit beizutragen, was aber noch nicht wissenschaftlich bewiesen worden ist.

Gegen ein solches Tiermehlverbot hatten sich die Landwirtschafts- und Nahrungsmittelindustrie bis zuletzt erfolgreich gewehrt. Offene Ohren hatten sie bei Politikern gefunden, die, wie zum Beispiel dem Premierminister Jospin, genauso dazu neigen, wirtschaftliche Überlegungen über den Verbraucherschutz zu stellen. Da aber die Verbraucher inzwischen zum Selbstschutz gegriffen haben - der Verkauf von Rindfleisch im Land selbst ist um mehr als 40 Prozent zurückgegangen - ist nichts mehr zu retten gewesen. Dasjenige, was die Bauern durch die Verarbeitung toter Tiere zu Tiermehl bisher einsparen konnten, wurde durch den freien Fall der Rindfleischpreise nicht nur aufgewogen, sondern die Bauern müssen nun sogar um ihre Existenz fürchten. Daran läßt sich erkennen, wie die Wirtschaft eigentlich am besten gedeihen kann, wenn der Staat keine Rücksicht auf sie nimmt und auf die Einhaltung der Lebensmittelsicherheit besteht. Hier ist Kontrolle besser als Vertrauen. Und wenn das bisherige Verbot einer Verfütterung von Tiermehl an Rindern sich nicht überwachen läßt, dann muß halt Tiermehl ganz verboten werden.

Die jahrelange Verschleppung einer solchen Entscheidung zeigt, wie stark die Politik an ihrer Verwirtschaftlichung krankt. Gegen diese Krankheit wird die öffentliche Schlachtung einiger besonders betroffenen Politiker nicht viel helfen, sondern nur ein grundsätzlicher Verzicht der Politik darauf, wirtschaftliche Interessen zu vertreten.