Open-Source statt trojanische Pferde

07.07.2001

Die Bundesregierung will künftig einer möglichen Abhängigkeit von einzelnen Softwareherstellern, wie etwa Microsoft, vorbeugen und erwägt den Einsatz alternativer Software. "Monokulturen sind nicht nur in der Ökologie, sondern auch in der Informationstechnik eine ungute Entwicklung", erklärte die Staatssekretärin im Bundesinnenministerium, Brigitte Zypries (SPD), anlässlich der Eröffnung des Linux-Tages in Stuttgart.

Wenn der Quellcode eines Programms offen liege und von Fachleuten weltweit eingesehen werden könne, erhöhe das auch die Sicherheit der Software "um ein ganz erhebliches Stück", erklärte Margarata Wolf (Grüne), parlamentarische Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium. Bei sog. Open-Source-Software (Offene Quelle), wie Linux, sind diese Codes öffentlich zugänglich, so dass weltweit eine große Gemeinde an Programmierern an der Software arbeiten kann. Der Softwaregigant Microsoft hält dagegen vor allem aus Gründen des Urheberschutzes seine Quellcodes, die Basisbausteine jeder Software, streng geheim.

Die Macht des Softwareriesen Microsoft erscheint vielen bedrohlich und hat schon zu vielen Gerichtsprozessen Anlaß gegeben. Momentan bahnt sich ein heftiger Streit zwischen AOL und Microsoft an, Grund sind obligatorische Softwarepakete als Kundenfangpakete, mit der MSN-Internetzugangssoftware von Microsoft.

Die Gefahr der Monokultur Microsoft besteht aber nicht so sehr darin, dass sie eine standardisierte und eingeschränkte Produktpalette darstellt und Mitanbieter aus dem Sattel wirft, sondern das Problem ist der geheime Quellcode. Wird der Quellcode offengelegt, kann eine blütenreiche Produktpalette um das Kernprodukt herum entwickelt werden, - auch zum Vorteil von Microsoft, der damit ihre Stellung als Anbieter der wichtigsten Standartsoftware durch die Anwendungsvielfalt stabilisieren kann. Der Softwaregigant Microsoft hält aber vor allem aus Gründen des Urheberschutzes seine Quellcodes, die Basisbausteine jeder Software, streng geheim, weil die Windowsprodukte eine richtige "Cashcow" sind, die Microsoft ganz alleine abmelken will. Ob Microsoft damit auf das richtige setzt ist fraglich, und es ist zu wünschen, dass Systeme wie Linux dem zugeknöpften Informationstechnologiemagnat Microsoft den Rang abtritt.

Darauf tatenlos zu warten sollte man jedoch nicht. Die Urheberrechte sind angemaßte Hemmschuhe für die kränkelnde IT-Branche und der geheime Quellcode stellt grundsätzlich eine große Sicherheitsgefahr für unsere Computerbasierte Gesellschaft dar, wie Brigitte Zypries richtig feststellt. Die Fantasie der Roman- und Filmautoren übersteigt zweifelfrei die von Bill Gates, aber unstrittig ist, dass Urheber über geheime Quellcodes grundsätzlich ihre selbstentwickelten Softwareprogamme kontrollieren können. Das ist für alle Gesellschaften inakzeptabel, die sich mittlerweile dem Computer ausgeliefert haben.