Liebe Leserinnen und Leser, wir sind für diese Webseite und unsere weiteren Aktivitäten auf Ihre Spenden angewiesen. Wir bedanken uns für Ihre grosszügige Hilfe!
Quelle: GA 198, S. 123, 2. Ausgabe 1984, 06.06.1920, Dornach
Mit allen Institutionen geht es im Grunde genommen so, die auf äußere Abstraktion gebaut sind. Wenn ein Staat jung ist, so hat er noch wenig Gesetze, und man ist verhältnismäßig noch ungebunden durch Gesetze. Je länger der Staat besteht, und namentlich je länger die Parteien der Staaten ihre gescheiten Betrachtungen anstellen, desto mehr Gesetze werden gemacht. Und zum Schluß sind diese so, daß man sich nicht mehr in ihnen auskennt, denn es gibt über alles nicht nur ein Gesetz, sondern alles ist in die Maschen sich verschlingender Gesetze gefangen, aus denen man außerordentlich schwer herauskommen kann. So geht es aber auch in den Kirchen. Wenn eine Kirche beginnt, ihren Gang durch die Welt zu machen, dann hat sie noch verhältnismäßig wenig Dogmen. Aber die Menschen müssen doch etwas zu tun haben, und so, wie die Staatsmänner immer Gesetze machen, so machen die Kirchenmänner immer mehr und mehr Dogmen, und so wird endlich alles zum Dogma.