Bio Mitteldeutschland und die Ökolandbau-freie Regionen

17.03.2004

Ohne wenn und aber will sich die CDU/CSU für die Einführung der Agro-Gentechnik stark machen. In diesem Sinne veranstaltete die CDU/CSU-Bundesfraktion einen Kongress zur sogenannten Grünen Gentechnik als Chance für den Standort Deutschland.

Nach einer Progentechnik-Rede von Angela Merkel ging es dem Ökolandbau an den Kragen. Von einem solchen Rückenwind beflügelt, sah nämlich Jens Katzek von der Gentechnik-Industrie-Vereinigung "Bio Mitteldeutschland" den Zeitpunkt gekommen, um den Spieß umzudrehen und unter dem Titel "Forderungen an den Öko-Landbau" Stimmung gegen Ökobauer und Umweltschützer zu machen. Die von Jens Katzek aufgestellten Forderungen waren folgende:

  • Es sind auch langfristig Öko-Landbau-freie Regionen auszuweisen.
  • Es sind Abstandsregelungen gesetzlich festzulegen, die der Öko-Landwirt einzuhalten hat
  • Der Öko-Landwirt hat die volle Informationspflicht gegenüber den Nachbarbauern, gegenüber Gebietskörperschaften und den Fachämtern.
  • Der Öko-Landwirt hat jeweils jährlich die schriftliche Genehmigung der Landeigentümer einzuholen.
  • Die Öko-Landwirte sind zu einem Katalog von Schutzmaßnahmen zu verpflichten, um eine Verunreinigung konventioneller Bestände zu verhindern.
  • Die Kosten für Laborkontrollen zur Ermittlung des Verschmutzungsgrades obliegen den Öko-Landwirten.
  • Der konventionell arbeitende Landwirt in der Nachbarschaft hat in jedem Fall das Vorrecht der Kulturartenwahl vor dem Öko-Landwirt.
  • Die Haftung im Falle von Verschmutzungen z.B. durch Unkrautsamen, Pilzsporen, Mycotoxinkontaminationen beim Nachbarn hat der Öko-Landwirt in jedem Fall zu tragen. Beweislast hat der Öko-Landwirt. Er hat einen sofortigen Schadensausgleich durchzuführen, auch wenn wirtschaftliche Schäden unterhalb der Grenzwerte auftreten (z. B. Imageschaden).
  • Es sollen Voraussetzungen Bürgerentscheide und Vetorechte zum Anbau von Öko-Produkten auf Landes-, Regional-, Kreis- und Kommunalebene geschaffen werden.
  • Der Grenzwert für eine Kontamination von Öko-Produkten im Saatgut ist auf 0,1 % festzulegen.
  • Die Entscheidungsfreiheit des konventionellen Landwirtes darf nicht eingeschränkt werden. Der integrierte Landbau muss Vorrang vor dem Öko-Anbau haben!

Mit dieser Satire sollte laut Jens Katzek den Vertretern des Ökolandbaus klar gemacht werden, wie unglaublich Ihre Forderung gegenüber der konventionellen Landwirtschaft sei, gentechnisch verbesserte Pflanzen nicht zu nutzen. Wer solche Forderungen an den Ökolandbau ablehne, müsse also auch darauf verzichten, die entsprechenden Forderungen an den Gentechniklandbau zu stellen. Beides gehöre für ihn zusammen.

Die "Ökolandwirte sollten sich doch mal vorstellen, wie sie darauf reagieren würden, wenn man "Ökolandbau-freie Regionen" fordern würde." Das Problem ist, daß Jens Katzek und seine Firma Bio Mitteldeutschland solche Ökolandbau-freie Regionen tatsächlich fordern. Dazu bedarf es nicht einmal dieses von Jens Katzek an die Wand gemalten Ökolandbauverhinderungsgesetzes.

Wie die Erfahrung es in den Vereinigten Staaten und Kanada gezeigt hat, reicht es aus, die von den europäischen Ökobauern und Umweltschützern geforderten oder im Angriff genommenen Schutzmaßnahmen in Frage zu stellen. Bis zu zwei Drittel der amerikanischen Mais-, Raps- und Soja-Samen sind mit genmanipuliertem Saatgut verseucht - und nicht 1 Prozent, wie die Gentechnik-Industrie es bisher immer behauptet hat. Angesichts einer solchen Situation geht die von Jens Katzek und Bio Mitteldeutschland geforderte Lockerung der Schutzmaßnahmen auf die Einrichtung Deutschlands - angefangen mit Mitteldeutschland - als Ökolandlanbau-freie Region hinaus.