Der Vatikan und die UNO

18.11.2000

Niederländische Europapolitiker fordern den Ausschluß des Vatikans als Staat aus internationalen Organisationen wie der UNO. Die katholische Kirche ist die einzige Religion, die als Staat in der Weltpolitik repräsentiert wird und daher Entscheidungen etwa zu Frauenrechten oder dem Kampf gegen Aids bei Konferenzen der Vereinten Nationen blockieren kann. Die drei Europa-Abgeordneten beklagen, daß ein Staat, der kein Volk repräsentiert, die Vereinten Nationen zu Zugeständnissen in solchen Fragen zwingen kann. Als ersten Schritt fordern sie, daß die Niederlande ihre diplomatischen Beziehungen zum Vatikan abbrechen. Andere EU-Länder sollten folgen.

Als Religion, die es zum Staat gebracht hat, fällt die katholische Kirche in der Tat auf. Moderne Politiker stoßen sich zu Recht an diesem Relikt aus einer theokratischen Zeit. Ein Ausschluß des Vatikans aus der UNO würde aber lange nicht bedeuten, daß dort Schluß mit dem Mißbrauch des Staates zu religiösen Zwecken gemacht werden kann.

Es gibt nämlich in Europa und auch in den Niederlanden manche Parteien, die zwar vieles von ihrem christlichen Ursprung vergessen haben, aber den Staat immer noch als Erzwinger von Werten verstehen. Da diese Parteien inzwischen zur Demokratie konvertiert sind, soll dies nur noch für Mehrheitswerte gelten. Es ändert aber nichts am katholischen Prinzip der individuellen Unfreiheit. Diese Parteien brauchen keinen Vatikan als Staat, um die UNO mitzugestalten. Ihnen kann man nicht vorwerfen, keine Völker zu repräsentieren. Der niederländischen Königin auch nicht, die mit ihrer erblichen Monarchie selber zu den Relikten aus religiösen Vorzeiten zählt. Ob die Niederländer deswegen auf ihren Sitz bei der UNO verzichten sollen ?

Nur Religion zu sein, wird von der katholischen Kirche nicht einmal angestrebt. Nur Staat zu sein, ist aber auch für einen Staat wie die Niederlanden gar nicht so einfach.