Stephan Rist

* 1957 

Stephan Rist, 1957 geboren, war bis 2021 Professor für Humangeographie an der Uni Bern. Nach dem Studium der Agrarwissenschaften an der ETH Zürich arbeitete er am Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL). Danach war er 9 Jahre lang Schweizer Ko-Direktor des Agrarökologie Programm der Universität Cochabamba (AGRUCO) in Bolivien. AGRUCO hat erreicht, die Agrarökologie als eine Praxis und Theorie zu verstehen, die über die Revitalisierung des indigenen Menschen- und Naturbildes dazu beiträgt, zu einer kulturell eigenständigen Lebensform zu werden. Dabei ist die kulturell-geistige Dimension der Welt nicht ein «romantisches» Komplement, sondern die erfahrungs- und erkenntniswissenschaftliche Grundlage für eine eigenständige, emanzipatorische und ganzheitliche Gestaltung der Beziehungen von Menschen untereinander und von Mensch und Natur (Pachamama – Mutter Erde).

In seiner Tätigkeit am Geographischen Institut und am Centre for Development and Environment der Uni Bern, war er in Lehre und Forschung aktiv an der Entwicklung des neuen Fachgebietes der «kritischen Nachhaltigkeitswissenschaft» beteiligt. Die «kritische Nachhaltigkeitsforschung» geht davon aus, dass die zukünftige Gestaltung einer «nachhaltigen Gesellschaft» nicht nur das Ergebnis eines Wechselspiels von (kapitalistischen) Marktkräften und einer von Wirtschaftsmächten dominierten Regulierung durch Parlamente oder Regierungen sein darf. Ein «nachhaltige Entwicklung» kann damit nur erreicht werden, wenn gleichzeitig und gleichberechtigt Raum für ein selbstverwaltetes Wirtschaftsleben, für einen gleich- und gerechtigkeitsorientiertes Rechts- oder Staatsleben, sowie für ein freies Kultur- oder Geistesleben geschaffen wird. Den damit hergestellten Bezug des aktuellen «Nachhaltigkeitsimperativs» zur Dreigliederung des sozialen Organismus, wie er von Rudolf Steiner vor 100 Jahren formuliert wurde, verfolgt er weiter im Rahmen der 2022 gegründeten Akademie Freiheit -Lebenswerke.