Offizielle Unterrichtssprache ist Ursache für Völkerhass

Quelle: GA 329, S. 036, 1. Ausgabe 1985, 11.03.1919, Bern

Sind die geistigen Verhältnisse auf einem Gebiete befreit, dann wird niemals aus diesem geistigen Gebiete heraus irgendein Anlaß entstehen können, der sich in irgendeinem kriegerischen Ereignisse entladen könnte. Man kann das im kleinsten beobachten. Die geistigen Interessen können mit den kriegerischen Konflikten nur in eine Beziehung kommen dadurch, daß das staatliche Leben dazwischen tritt. Auch da kann man eigentlich nur aus der Erfahrung heraus urteilen; aber schon kleine Erfahrungen können beredt sein. Man konnte beobachten, wenn man für solche Dinge einen Blick hat, wie in Ungarn zum Beispiel in den Zeiten, in denen das staatliche Leben in Ungarn sich noch nicht in den deutschsprachigen Teilen in alles hineingemischt hatte, in den zahlreichen deutschen Gegenden die Leute, die eben deutsche Kinder hatten, sie in deutschsprachige Schulen schickten, die in deutschen Gegenden wohnenden Magyaren sie in die magyarischen Schulen schickten, und umgekehrt: Die Deutschen, die in Gegenden wohnten mit magyarischen Schulen, schickten ihre Kinder in solche Gegenden, wo deutsche Schulen waren. Dieser Kinderaustausch wurde gepflegt in freier Weise. Es war ein freier Austausch des geistigen Gutes der Sprachen, so wie man andere geistige Güter in freiem Austausch pflegen kann, von Land zu Land, von Stadt zu Stadt. Dieser freie Austausch des geistigen Gutes der Sprachen bedeutete für das Land Ungarn einen tiefen Frieden in allen Gebieten, in denen er gepflegt worden ist. In diesen freien Austausch wurde der innerliche Volkstrieb hineingeprägt. Als der Staat sich hineinmischte, da wurde die Sache anders.