Arbeitslosigkeit

Diagnose eines Teufelskreises

Die Arbeitslosigkeit ist ein schlagender Beweis dafür, daß die konventionelle Wirtschaft versagt hat. Der technische Fortschritt hätte eigentlich zu einer allgemeinen Reduzierung der Arbeitszeit führen müssen. Durch die mangelnde Abstimmung zwischen den Produzenten - Arbeitgeber und Arbeitnehmer - kommt es stattdessen zu einem ungeregelten Rückzug der Arbeit, der sogenannten Arbeitslosigkeit. Der Staat, dem es eigentlich zustehen würde, die Arbeitszeit schrittweise und möglichst gerecht zu reduzieren, muß stattdessen die Fehler des blinden Marktes ausbaden, womit er völlig überfordert ist. In ihrer Panik werden dann die Politiker leicht dazu verführt, die Arbeit zum Selbstzweck zu machen. Mit allerlei Beschäftigungsprogrammen stellen sie die Interessen der Produzenten über diejenigen der Konsumenten. Für die wirklich benötigten Produkten fehlt dann die Zeit und das Investitionskapital. Zur Arbeitslosigkeit kommt die Not hinzu.

Konventionelle Therapien der Arbeitslosigkeit

Das Hauptproblem bei der wissenschaflicher Untersuchung der Arbeitslosigkeit sind die massiven Interessen der wirtschaftlichen Akteure. Die Arbeitgeber unterstützen gern Wissenschaftler, die auf eine angebotsorientierte Bekämpfung der Arbeitslosigkeit schwören. Alles was die Produktion einschränkt, muß demnach beseitigt werden, damit wieder eingestellt werden kann. Die Arbeitnehmer, sprich die Gewerkschaften, betonen dagegen, daß die Nachfrage gestärkt werden soll. Nur wenn die Arbeitnehmer höhere Löhne bekommen, können sie auch kaufen und der Wirtschaft wieder Auftrieb geben. Die Arbeitgeber bezahlen besser, so daß die vorherrschende wissenschaftliche Meinung das Angebot zum Allheilmittel erklärt. Zu dieser Einseitigkeit trägt auch bei, daß die Gewerkschaften sich zwar gegen die Interessen der Arbeitgeber wenden, aber selber doch auf Seite der Produzenten stehen. Sie zögern daher nicht, reine Beschäftigungsprogramme zu unterstützen, auch wenn diese auf Kosten der Konsumenten gehen. Sie sind also nur halbherzige - und zum Teil recht inkonsequente - Vertreter einer nachfrageorientierten Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Versuche einer Umsetzung sind schon allein wegen diesem inneren Widerspruch zum Scheitern verurteilt gewesen. Und die negativen Erfahrungen sind zusätzlicher Wind in die Mühlen der Arbeitgeberanbeter gewesen.

Lösungsvorschläge aus dem Ansatz einer sozialen Dreigliederung

Eine Lösung der Arbeitslosigkeit ist erst dann möglich, wenn man einsieht, daß die Konsumenten die eigentlichen Arbeitgeber sind und nicht die Unternehmer oder Aktionäre. Erklären sich die letzten zu Arbeitgebern, sind sie Usurpatoren, unrechtmäßige Herrscher über die Wirtschaft. Sie können damit suggerieren, daß man ihren Interessen dienen muß, um die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. Wenn sie imstande sind, Arbeit zu geben, braucht man ihnen nur dabei zu helfen. Wer das Problem der Arbeitslosigkeit überwinden will, muß daher zuerst einmal die richtigen Arbeitgeber ausfindig machen, dafür sorgen, daß die Konsumenten wieder das Sagen haben. Lohnerhöhungen reichen dabei nicht aus. Solange die Bedürfnisse durch die Werbung manipuliert werden, können Lohnerhöhungen nicht zu einer Nachfrageorientierung der Wirtschaft beitragen. Gebraucht wird zusätzlich eine Erziehung und eine Kunstszene, die der Werbung ebenbürtig ist und sie im Schach halten kann.

Sylvain Coiplet