Therapiefreiheit

Alternative Medizin

Führende Vertreter von großen Pharmakonzernen geben es inzwischen offen zu: Die meisten ihrer Medikamente wirken nur bei 30% der Patienten. Für die anderen 70% muß die alternative Medizin einspringen. Sie arbeitet nämlich nicht mit Blindversuchen, sondern versucht, die menschliche Individualität zu erfassen - wie die Homöopathie und die anthroposophische Medizin - oder baut - wie die Akupunktur - auf dem Wissen älterer Kulturen.

Der Widerstand gegen die alternative Medizin

Die Wirksamkeit der alternativen Medizin ist vielfach bewiesen worden. Sie wird aber weiterhin von einer Allianz aus materialistischen Medizinern, kurzsichtigen Sparpolitikern und Pharmalobby bekämpft. Hier vermengen sich ideologische, politische und ökonomische Interessen. Die Arztausbildung gehört wegen ihrer Verstaatlichung zu den verschultesten. Dies trägt wesentlich zur heutigen Kostenexplosion im Gesundheitswesen bei. Die konventionelle Medizin dient eben weniger den Patienten als den Pharmakonzernen. Diese Firmen wissen, daß die Werbung sich auf einige wenige Produkte konzentrieren muß, um wirken zu können. Sie fördern daher lieber die Medizin, die zu ihrer Produktionsart am besten paßt. Die Diagnose und Therapie der alternativen Medizin ist zwar individueller und damit effektiver. Ihre Heilmittel eignen sich aber weder für eine aggressive Werbung noch überhaupt für eine Massenproduktion. Da es nur um wenige Arbeitsplätze und Gewinnplätze geht, sparen Politiker gern an der alternativen Medizin, weil sie kaum Widerstand fürchten müssen.

Therapiefreiheit durch soziale Dreigliederung

Nach der Krise der konventionellen Medizin kommt es jetzt auch zu einer Krise der Krankenkassen. Die Alterung der Bevölkerung wäre an sich kein Problem, weil es vom Fortschritt der Produktivität abgefangen werden könnte. Problematisch ist, daß die konventionelle Medizin durch ihre Nebenwirkungen recht kostspielig ist. Der Effekt wird in Deutschland noch dadurch gestärkt, daß Medikamente ohne Nebenwirkungen nicht mehr erstattet werden. Eine wirkliche Therapiefreiheit setzt eine Entstaatlichung der Arztausbildung voraus, so wie sie in Deutschland bei der Universität Witten-Herdecke ansatzweise versucht wird. Diagnose lernt man nämlich nur am Menschen und nicht durch die Reduzierung der Prüfungen auf multiple choice. Bei der Finanzierung läßt sich das Solidaritätsprinzip am besten verwirklichen, wenn es trotzdem transparent bleibt und jeder die von ihm verursachten Kosten nachvollziehen kann. Nur dadurch läßt sich vermeiden, daß die Solidarität auf Kosten der Verantwortung geht.

Sylvain Coiplet